Always on – 24/7

Thema: Fokus der virtuellen Diskussion lag auf den Änderungsprozessen des Denkens und Handelns durch digitale Kommunikationsformen. Immer auf Sendung, was bedeutet das für das Denken und das Handeln? Wie funktioniert diese Kommunikation? Findet ein Umdenken durch den technischen Wandel statt? Werden Entscheidungen anders getroffen oder ist es eher das menschliche Bedürfnis nach optimierten, rasanten, räumlich getrennten Kommunikationstools- und prozessen, welches diese Entwicklung vorantreibt? Werden Entscheidungen in Betrieben zukünftig von Menschen oder Maschinen/Algorithmen bestimmt?

Veranstaltungsdatum: 10. November 2020

Veranstalter: DGB Region Südniedersachsen-Harz, DGB-Kreisverbände Göttingen/Osterode/Northeim, Arbeit und Leben Göttingen, Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften Uni Göttingen

Dokumentation der Veranstaltung

Wie sich unser Denken und Handeln durch digitale Kommunikation verändert

Am 10. November 2020 fand die Veranstaltung „Always on – 24/7“ als Teil der Reihe dabei.digital.nachhaltig.sozial im virtuellen Format statt.

Bei der Veranstaltung gab es unterschiedliche Diskussionsrunden über erfolgreiche Prozesse, aber auch zu Problemen und Grenzen des digitalen Wandels mit den Gästen Ruben Heybowitz aus dem Göttinger IT-Unternehmen Arioneo GmbH, mit dem Fachanwalt für Arbeitsrecht Johannes Hentschel und dem Betriebsratsvorsitzenden der Firma KWS aus Einbeck, Jürgen Bolduan.

Fokus der virtuellen Diskussion lag auf den Änderungsprozessen des Denkens und Handelns aufgrund von digitaler Kommunikation. Immer auf Sendung, was bedeutet das für das Denken und das Handeln? Wie funktioniert diese Kommunikation? Findet ein Umdenken durch den technischen Wandel statt? Werden Entscheidungen anders getroffen oder ist es eher das menschliche Bedürfnis nach optimierten, rasanten, räumlich getrennten Kommunikationstools- und prozessen, welches diese Entwicklung vorantreibt? Werden Entscheidungen in Betrieben zukünftig von Menschen oder Maschinen/Algorithmen bestimmt?

Algorithmen werden bei den in der Diskussionsrunde vertretenen Unternehmen eher für die Verarbeitung von Big Data verwendet. Personalentscheidungen und die damit verbundene Beurteilung von Menschen durch Algorithmen wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung als kritisch empfunden. Die künstliche Intelligenz hat seine Grenzen und ist nur so gut, wie der von Menschen geschaffene Programmiercode, der dahintersteht.

Ein großes Problem innerhalb des digitalen Wandels entsteht, wenn die Geschäftsführungen bei der Einführung eines Kommunikations-Tools kein Ziel vor Augen haben, so Rechtsanwalt Hentschel. Zufriedenstellende Ergebnisse für die Belegschaft können durchaus erreicht werden, wenn klare Ziele unter Einbezug eines geschulten Betriebsrates definiert werden. Rechtsanwalt Hentschel fügt hinzu, dass die Rechtslage hierfür gut sei, nur Regelungen zum Einholen externen Wissens zu Kommunikationstools fehlten. Fachleute aber müssten mit an Bord sein. Als einen zusätzlichen Punkt erwähnte Jürgen Bolduan, dass die Beschäftigten nicht nur das Recht sondern auch die Pflicht zu Weiterbildungen hätten, um das nötige Know-how aufzubauen. Dieses Recht sollte von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern zur Pflicht gemacht werden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten insbesondere auch von den eigenen Erfahrungen mit der digitalen Kommunikation in Zeiten der Corona-Pandemie. Die ständige Erreichbarkeit und die damit einhergehende Gefahr des Ausbrennens wurde als erheblicher Problempunkt aufgeführt. Sehr positiv wurden die praktischen Vorschläge von Ruben Heybowitz angenommen, für ein modernes Kommunizieren und heilsames Arbeiten hin und wieder Ton und Anwesenheit am Tag abzuschalten, um die eigene Konzentration zu sammeln und sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder im Netz einzuschalten. Wichtig sei jedoch zu realisieren, so Rechtsanwalt Hentschel, dass negative Empfindungen der ständigen Erreichbarkeit sehr individuell seien. Es sei wichtig, Unterschiede innerhalb der Belegschaft anzuerkennen.

Ein gemeinsames Bewusstsein für Digitalität entwickeln, die Ausstattung des Arbeitsplatzes und eine Kommunikationskultur, die komplexe Prozesse bedienen könne, führte Heybowitz als die drei wichtigen Säulen für die Veränderung in Unternehmen auf. Und zwar sowohl für das Funktionieren digitaler Kommunikation, als auch gegen Entgrenzungsgefahren bei der Belegschaft. Arbeitsanwalt Henschel ergänzte, alle Seiten seien mit klar festgelegten Regeln zu schützen, potentielle Entgrenzungen einzudämmen und dem Datenschutz sei gerecht zu werden. Von Vorteil sei dafür eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem gut informierten Betriebs- und Personalrat.

Zusammenfassung: eine Dauererreichbarkeit ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht förderlich und kann die Kreativität mindern. Da die Zukunft des Arbeitens jedoch immer mehr auf agile Arbeitsprozesse mit digitaler Kommunikation beruhen wird, ist es wichtig, das Thema Weiterbildung und Schulung in den Fokus zu rücken. Digitalität ist herausfordernd. Nicht nur betriebliche Prozesse regeln den digitalen Arbeitswandel, sondern auch die Menschen selbst. „Always on“ ist nicht erforderlich, um gute Ergebnisse zu erzielen, aber digitale Möglichkeiten können das Erreichen der Ergebnisse stärken.

 

Dokumentation: Die zentralen Ergebnisse wurden auch in diesem kurzen Clip zusammengefasst.