Niedersächsische Arbeitszeitstudie für Lehrkräfte an öffentlichen Schulen (Arbeitszeitstudie)

Thema: Arbeitszeiterfassung von Lehrkräften

Ziel: Messung der Arbeitszeit von Lehrkräften an öffentlichen Schulen in Niedersachsen

Aktuelle Projektphase: Nachauswertung von Ergebnissen

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Arbeitszeiten und Arbeitsverteilung von Lehrerinnen und Lehrern in Niedersachsen

Die Landesregierung Niedersachsens argumentierte bei Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung von 23,5 auf 24,5 Regelstunden zum Schuljahr 2014/15, dass es sich dabei lediglich um eine "Verschiebung der Arbeitszeit innerhalb einzelner Bereiche von Lehrertätigkeiten" handele, nicht aber um Mehrarbeit, da ja die nicht festgelegten variablen Teile der Arbeitszeit "individuell reduziert" werden könnten. Die GEW und der Philologenverband sahen darin eine Arbeitszeiterhöhung, da die vertraglichen Regelstunden bzw. die Unterrichtsverpflichtung am Ende die tatsächliche Arbeitszeit bestimmen.

Über ein gesamtes pädagogisches Jahr (13.04.2015 - 03.04.2016) trugen knapp 2.900 Lehrerinnen und Lehrer täglich ihre anfallenden Arbeitszeiten in 23 verschiedene Kategorien ein. Die Erfassung der Arbeitzseiten erfolgte über ein web-basiertes Werkzeug, dem "TimeTracker", der vom Umfragezentrum Bonn technisch bereitgestellt und gepflegt wurde.

Partner:

  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen
  • uzbonn – Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation

Verantwortlich:

  • Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen

 

Niedersächsische Arbeitszeitstudie – Lehrkräfte an öffentlichen Schulen 2015/2016

Die Landesregierung Niedersachsens argumentierte bei Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung von 23,5 auf 24,5 Regelstunden zum Schuljahr 2014/15, dass es sich dabei lediglich um eine "Verschiebung der Arbeitszeit innerhalb einzelner Bereiche von Lehrertätigkeiten" handele, nicht aber um Mehrarbeit, da ja die nicht festgelegten variablen Teile der Arbeitszeit "individuell reduziert" werden könnten. Die GEW und der Philologenverband sahen darin eine Arbeitszeiterhöhung, da die vertraglichen Regelstunden bzw. die Unterrichtsverpflichtung am Ende die tatsächliche Arbeitszeit bestimmen.

Das OVG Lüneburg gab am 9. Juni 2015 einer Normenkontrollklage statt und erklärte die Erhöhung für rechtswidrig. Die Landesregierung habe es versäumt, "im Rahmen einer auch empirischen Studie die tatsächliche Belastung der niedersächsischen Lehrkräfte an Gymnasien zu ermitteln" (PM des OVG Lüneburg vom 9.6.15) und daher willkürlich gehandelt.

Eine solche empirische Arbeitszeiterhebung hatte die Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen zusammen mit dem Umfragezentrum Bonn (uzbonn GmbH) der Universität Bonn vor in Kraft treten der Erhöhung bereits Anfang 2014 in einer Pilotstudie an einem Hannoveraner Gymnasium durchgeführt.

Um die Datenbasis repräsentativ zu verbreitern, wurde mit demselben Konsortium und wieder im Auftrag der GEW Niedersachsen eine niedersachsenweite Folgestudie an allen Schulformen durchgeführt. An ihr beteiligen sich an 255 Schulen 2.869 Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Arbeitszeiten ein Jahr lang minutengenau in einem speziell entwickelten Zeiterfassungstool für schulische Lehrtätigkeiten erfassten. Erhebungszeitraum war der 13. April 2015 – 03. April 2016 inkl. aller Arbeits-und Ferienphasen.

Ziel der "Niedersächsischen Arbeitszeitstudie" war es, die tatsächlich geleistete Arbeitszeit der Lehrkräfte schulformspezifisch zu erfassen, nach Tätigkeiten zu systematisieren und mit einer kalkulierten Erwartungsgröße abzugleichen. Konkret wird das analog zur Beamtenarbeitszeit (40 Wo-Std.) erwartbare (individuelle) Arbeitspensum als SOLL-Arbeitszeit so zum Benchmark der empirisch ermittelten tatsächlichen Werte (IST-Arbeitszeit).

Auf diese Weise wurde erstmalig im großen Umfang die Arbeitszeit von Lehrkräften in Niedersachsen systematisch erfasst, statt wie zuvor auf Schätzverfahren zurückgreifen zu müssen. Die Arbeitszeit wurde nach ihrem tatsächlichen Umfang, ihrer Lage, der Zeit- und Tätigkeitsstruktur sowie nach Schulformen erfasst.

Eckpunkte des Studiendesigns sind:

  1. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich auf ein komplettes pädagogisches Jahr, es wurden alle relevanten Arbeitsphasen, die Einfluss auf die Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrern haben, berücksichtigt.
  2. Untersuchungsgegenstand waren alle nds. Schulformen in öffentlicher Trägerschaft. In den drei Schulformen Grundschule, Gesamtschule und Gymnasium liegen repräsentative Stichprobenergebnisse vor und können auf die niedersächsische Grundgesamtheit übertragen werden. Bei den Schulformen Haupt-, Real-, Oberschulen, Förderschulen und Berufsbildende Schulen war die Beteiligung nicht ausreichend, um repräsentativ zu werden. Hier liegen nun Pilotergebnisse vor.
  3. Grundlage ist ein normenkonformes und praxistaugliches Verfahren zur Erfassung und Systematisierung von Lehrerarbeitszeiten, das im Rahmen der Studie erstmalig landesweit umgesetzt wurde.

Die differenzierte Auswertung von sechs Schulformen wurde um schulformübergreifende Auswertungen nach Tätigkeiten, Alter, Beschäftigungsumfang (Teilzeit/Vollzeit), Geschlecht, Region (Bezirke) und Einzugsgebiet der Schülerschaft (Stadt/Land) ergänzt, bei denen auch arbeitswissenschaftliche Gesundheitsfragen (Überlange Arbeitszeiten, Mehrarbeit, Arbeit trotz Krankheit sowie Erholungsmöglichkeiten und Entgrenzungstendenzen) untersucht wurden.

Auf individueller Basis wurden darüber hinaus die Voraussetzungen für eine rationale Arbeitsorganisation geschaffen: alle teilnehmenden Lehrkräfte können ihre individuellen Arbeitszeiten eingehend selbst analysieren.

Berichterstattung 2016 (online)

Kultusministerin Frauke Heiligenstadt zur GEW-Arbeitszeitstudie

Politze: Studie macht deutlich – Absenkung der Unterrichtsverpflichtung ist keine Lösung

Seefried: GEW-Studie zeigt hohe Belastung der Lehrkräfte – Heiligenstadt muss endlich unabhängige Arbeitszeiterhebung auf den Weg bringen

Gymnasiallehrer arbeiten zuviel

GEW-Studie: Gymnasiallehrer arbeiten zu viel

Lehrer-Gewerkschaft fordert kürzere Arbeitszeiten

GEW-Studie: Gymnasiallehrer arbeiten zuviel

Studie: Niedersachsens Lehrer arbeiten zu viel

Studie: Lehrer machen Millionen Überstunden

Lehrer in Niedersachsen leisten 50.000 unbezahlte Überstunden pro Woche

Berichterstattung 2016 (print)

  • Zeitungsartikel der Braunschweiger Zeitung vom 02. August 2016, Ausgabe Nr. 179, 71. Jahrgang
  • Zeitungsartikel der Neuen Presse vom 02. August 2016, Ausgabe Nr. 179, 31. Woche
  • Zeitungsartikel der Mündener Allgemeinen Zeitung vom 02. August 2016, Ausgabe Nr. 178
  • Zeitungsartikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 02. August 2016, Ausgabe Nr. 179, 31. Woche
  • Zeitungsartikel der Nordwest Zeitung vom 02. August 2016
  • Zeitungsartikel der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 02. August 2016

Berichterstattung im Vorfeld der Studie

Treffen der Osnabrücker Personalräte an Gymnasien

Protest gegen Mehrarbeit Mitmachen bei der Arbeitszeitstudie

GEW Pressemitteilung: Arbeitszeitstudie der GEW startet

Lehrer dokumentieren Arbeitszeit minutiös

Ministerin kritisiert Arbeitszeit-Studie

So sieht der Arbeitsalltag von Lehrern aus