Niedersächsische Arbeitsbelastungsstudie 2017

Thema: Qualität der Arbeitsbedingungen und psychische Belastung von Lehrer*innen in Niedersachsen

Ziel: Landesweite Bestandsaufnahme zur Arbeitsssituation an öffentlichen Schulen

Aktuelle Projektphase: Nachauswertung von Ergebnissen

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Belastungsfaktoren an öffentlichen Schulen in Niedersachsen – eine systematische Analyse

Im Rahmen der Arbeitszeitstudie im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften Niedersachsen haben insgesamt 2.869 Lehrerinnen und Lehrer ein Jahr lang von Ostern 2015 bis Ostern 2016 ihre Arbeitszeiten zeitnah und minutengenau in einem speziell entwickelten Zeiterfassungstool für schulische Lehrtätigkeiten eingetragen. Auf diese Weise wurde erstmalig im großen Umfang die Arbeitszeit von Lehrkräften systematisch in Niedersachsen erfasst, statt auf Schätzverfahren zurückgreifen zu müssen.

Darauf aufbauend haben in der Arbeitsbelastungsstudie  2.108 Lehrkräfte über die Zeiterfassung hinaus umfassend Auskunft  über ihre Arbeitssituation und ihre Arbeitsbelastung gegeben. Der Erhebungszeitraum erstreckte sich vom 19. Februar bis 7. März 2016. Auf Grundlage des arbeitswissenschaftlichen Belastungs-Beanspruchungs-Modells wurde die psychische Belastung und Beanspruchung von Lehrkräften aus standardisierten Lehrtätigkeiten, aus schulspezifischen Besonderheiten und aus der individuell aufgewendeten Arbeitszeit ermittelt. Neben den bereits in der Arbeitszeitstudie erprobten Instrumenten wurden die Qualität der Arbeitsbedingungen mit dem DGB-Index Gute Arbeit und die Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) mit dem von Schaarschmidt u.a. etablierten Instrumentarium erfasst und mit Vergleichsgruppen verglichen.

Lehrkräfte in Niedersachsen bewerten ihre Arbeitsbedingungen sehr viel ungünstiger als vergleichbare Berufsgruppen, sind aber zugleich auch deutlich zufriedener mit ihrer Arbeit als vergleichbare Beschäftigte. Dieses scheinbare Paradox erklärt sich aus einer (meist) hohen intrinsischen Arbeitsmotivation, einer subjektiv (häufig) positiv bewerteten Ressourcenverfügbarkeit und Arbeitsplatzsicherheit auf der einen und hohen Belastungen in einer Reihe von Arbeitsaspekten auf der anderen Seite. Gleichzeitig sind Arbeitgeberbindung sowie Veränderungs- und Verbesserungsbereitschaft hoch. Neben Befunden zu überlangen Arbeitszeiten und einer hohen Arbeitsintensität werden im Ergebnisbericht weitere Befunde zu einzelnen schulischen Tätigkeiten (Tätigkeitsmodell), zu schulspezifischen Anforderungen (wie Ganztag, Inklusion, Dokumentationspflichten, Lärm, mangelnden Erholzeiten und dem sozialen Miteinander) sowie zu arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern (AVEM) dargestellt. Die differenzierte Auswertung von sechs Schulformen (drei repräsentativ, drei nicht-repräsentativ) mündet in einem Abschlusskapitel mit schulformübergreifenden Herausforderungen und Gestaltungsbedarfen der spezifischen Arbeitsbelastung von Lehrkräften.

Partner:

  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen
  • uzbonn – Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation

Verantwortlich:

  • Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen