Wissenschaft und Gewerkschaften als Schwerpunkt im Online-Magazin DENK-doch-MAL.de

Thema: Als Heft 02-2021 des Online-Magazins DENK-doch-MAL.de ist der Schwerpunkt Wissenschaft und Gewerkschaften erschienen, der sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem aktuellen Verhältnis von Hochschulen bzw. Wissenschaften und Gewerkschaften auseinandersetzt.

Autoren: mehrere Autorinnen und Autoren 

Die Links zur Onlinefassung, zum Editorial und zum Beitrag von Frank Mußmann (Kooperationsstelle Göttingen) finden Sie hier.

 

Wissenschaft ist in der Diskussion. Wissenschaftliche Befunde und der Rat wissenschaftlicher Expertinnen und Experten haben derzeit einerseits einen hohen Stellenwert. Zugleich wird wissenschaftliches Denken massiv durch Wellen von Fake-News infrage gestellt.

DENK-doch-MAL greift mit der aktuellen Ausgabe einen Aspekt der aktuellen Debatte um die gesellschaftliche Funktion von Wissenschaft heraus, nämlich das Verhältnis von Wissenschaft und sozialer Praxis, speziell das Verhältnis von Wissenschaft und Gewerkschaften.

Uns scheint diese Setzung aus verschiedenen Gründen sehr sinnvoll zu sein. Zwar blickt gerade die kritische Arbeitsforschung auf einen langjährigen Dialog und auf eine geübte Kooperationspraxis mit den Gewerkschaften zurück. Doch diese Praxis ist nicht ungefährdet. Der Legitimationsdruck auf kritische Wissenschaft nimmt aufgrund von Veränderungen in der Wissenschaftslandschaft zu. Wissenschaft unterliegt zunehmend Benchmarks, die Einfluss auf die Produktions- und Reproduktionsbedingungen von Wissenschaft haben und nicht nur die Frage aufwerfen, was heute den Kern kritischer Wissenschaft ausmacht, sondern ebenso fragen lassen, was die Gewerkschaften als ein wesentlicher gesellschaftlicher Akteur tun können, um die Bedingungen für diese kritische und anwendungsbezogene Wissenschaft zu verbessern.

Ein weiterer Anlass besteht darin, dass selbst Wissenschaftsrat und Hochschulrektorenkonferenz heute den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft und die Kooperation mit gesellschaftlichen Gruppen explizit zu einer zusätzlichen Aufgabe für die Hochschulen gemacht hat.

Gewerkschaften und Wissenschaft verfügen über eine lange Tradition sich gegenseitig befruchtender Zusammenarbeit. Gewerkschaften brauchen Wissenschaft und Forschung, um angesichts der umfassenden Krisen ihre strategische und inhaltliche Handlungsfähigkeit nicht zu verlieren. Sie benötigen Analyse, Orientierung und Handlungsoptionen. Wissenschaft kann aus dem Dialog und der Kooperation mit gewerkschaftlicher Praxis aktuelle und brisante Problemstellungen in wissenschaftliche Arbeit überführen. Es gibt Ansätze einer entwickelten Kooperation von Wissenschaft und gewerkschaftlicher Praxis, die in dieser Ausgabe von DENK-doch-MAL zur Diskussion gestellt werden sollen.

Diese Kooperationsformen zeichnen sich durch ein entwickeltes Verhältnis von Theorie und Praxis aus, das neben dem Gedanken des Transfers Möglichkeiten und Grenzen des Dialogs und der gemeinsamen Arbeit an Problemstellungen, Forschungsarbeit und Umsetzungsstrategien aufwirft. Wir haben bewusst unterschiedliche institutionelle Hintergründe ausgewählt: Vertreter/innen von Forschungseinrichtungen, die langjährig mit den Gewerkschaften arbeiten; die Sicht der Kooperationsstellen Wissenschaft und Gewerkschaften, die über Erfahrungen der institutionellen Zusammenarbeit verfügen; ein Blick in das Selbstverständnis und die Praxis des Wissenschaftlichen Beraterkreises zu Bildungsfragen von ver.di und IG Metall und die Vorstellung der Konzeption der University of Labour, die maßgeblich von den Gewerkschaften ins Leben und von ihnen unterstützt wird. Dazu gibt es Beiträge und Stellungnahmen aus der gewerkschaftlichen Praxis.