Lehrkräftearbeitszeit unter Druck - Expertise für die Friedrich-Ebert-Stiftung

Klärungsbedarfe und Handlungsoptionen bei der Arbeitszeiterfassung

Thema: Die Untersuchung beleuchtet die Folgen aktueller arbeitsgerichtlicher Urteile zur Erfassung der Arbeitszeiten von Lehrkräften und die damit verbundenen Herausforderungen. Sie zeigt auf, welche rechtlichen Klärungen und Gestaltungsoptionen sich für die Arbeits- und Bildungspolitik sowie die Praxis in Schulen ergeben. Unter Berücksichtigung neuer empirischer Studien werden Handlungsempfehlungen für bildungspolitische Entscheidungsträger*innen formuliert. Die zentrale Frage lautet, welche Veränderungen die Einführung einer Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte mit sich bringt und wie die beteiligten Akteure diesen Prozess gestalten können.

Autoren: Frank Mußmann, Mark Rackles

Der Download des Expertisentextes ist direkt bei der Friedrich-Ebert-Stiftung möglich: https://library.fes.de/pdf-files/a-p-b/21452.pdf

Die Präsentation der Expertise sowie das Tätigkeitenmodell der Lehrkräfte können unter Downloads heruntergeladen werden.

Lehrkräftearbeitszeit unter Druck: Neue Herausforderungen und Handlungsoptionen

Die Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland steht zunehmend im Fokus, insbesondere durch aktuelle arbeitsrechtliche Entwicklungen. Zum Beispiel ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts aus dem Jahr 2022 fordert die vollständige Erfassung der Arbeitszeit aller Beschäftigten, einschließlich der Lehrkräfte. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf das seit über 150 Jahren bestehende Deputatsstundenmodell, das v.a. den Unterricht in den Blick nimmt, nicht aber die vielen weiteren Aufgaben von Lehrkräften.

Durch die Digitalisierung, neue pädagogische Anforderungen wie Inklusion, Heterogenität und Ganztagsunterricht etc., sowie den Lehrkräftemangel hat sich der Druck auf das überkommene Arbeitszeitmodell verschärft. Lehrkräfte müssen heute neben dem Unterricht immer mehr administrative und sog. außerunterrichtliche Aufgaben bewältigen, was empirisch zu überlangen Arbeitszeiten führt. Dies stellt nicht zuletzt auch ein erhebliches gesundheitliches Risiko dar, wie Studien zeigen: Zu viele Lehrkräfte arbeiten regelmäßig mehr als 48 Stunden pro Woche.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen braucht es eine Weiterentwicklung des bestehenden Arbeitszeitmodells. Eine vollständige Erfassung der Arbeitszeit könnte mehr Transparenz schaffen und individuelle Anpassungen ermöglichen. Gleichzeitig sind neue Zeitmodelle erforderlich, die flexibler auf die vielfältigen Aufgaben und Anforderungen im Schulalltag reagieren.

Die Einführung eines Jahresarbeitszeitmodells, das die Arbeitszeiten zunächst einmal vollständig erfasst, dokumentiert und über das Schuljahr saldiert, wäre ein wichtiger erster Schritt. Die Expertise stellt den Weg zur vollständigen Arbeitszeiterfassung als schrittweisen Prozess in acht Stufen vor.

  1. Jahresarbeitszeitmodell – Bestimmung der SOLL-Arbeitszeit
  2. Aufgabenprofil – Bestimmung der Aufgaben und Tätigkeiten von Lehrkräften
  3. Aufgabengewichtung – Bestimmung tätigkeitsspezifischer SOLL-Zeiten
  4. Technik der Arbeitszeiterfassung
  5. Schulspezifische Personalentwicklung
  6. Organisation der Arbeitszeiterfassung (IST-Zeiten)
  7. Arbeitszeitkonten 
  8. Einführungsstrategie und Umstellungsprozess

Die Analyse wie auch die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen für arbeits- und bildungspolitische Entscheidungsträger*innen basieren zu einem wesentlichen Teil auf Vorarbeiten beider Autoren, die in der Vergangenheit das Thema der Arbeitszeiterfassung im schulischen Bereich vertieft bearbeitet haben. Die Studien zeigen: Nur durch eine Weiterentwicklung kann die Attraktivität des Lehrberufs wieder gesteigert und die Arbeitsbelastung nachhaltig reduziert werden.

Der Download der Expertise ist direkt bei der Friedrich-Ebert-Stiftung möglich: https://library.fes.de/pdf-files/a-p-b/21452.pdf