Expertise Zeiterfassungsstudien in Deutschland

Thema: Erstellung einer vergleichenden Metastudie Zeiterfassungsstudien zur Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland – Konzepte, Methoden und Ergebnisse von Studien zu Arbeitszeiten und Arbeitsverteilung im historischen Vergleich im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung

Ziel: Analyse und Vergleich der vorhandenen Arbeitszeitstudien für Lehrkräfte

Aktuelle Projektphase:  Die Studie ist abgeschlossen

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Lehrkräfte in Deutschland arbeiten länger als vergleichbare Beamte

Handlungsbedarf seit 60 Jahren

Im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften Niedersachsen hat die Kooperationsstelle die vergleichende Metastudie Zeiterfassungsstudien zur Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland – Konzepte, Methoden und Ergebnisse von Studien zu Arbeitszeiten und Arbeitsverteilung im historischen Vergleich erstellt. Sie wurde Ende Januar 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland wird durch ein Deputat-Stundenmodell geregelt. Lehrkräfte sollen durch ihr besonderes Arbeitszeitmodell nicht schlechter gestellt werden, als andere Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes. Zur Ermittlung der Arbeitszeit von Lehrkräften sind daher seit den 1950er Jahren etwa zwanzig wissenschaftliche Studien in Deutschland durchgeführt worden.

Nach einer Einführung in den Gegenstand und Überblick über die Perioden der Arbeitszeitgestaltung analysiert die Expertise im Auftrag der Max-Träger-Stiftung die vorliegenden Forschungsergebnisse zur Arbeitszeit. Für den systematischen Vergleich wird in der Metastudie ein umfangreiches Analysekonzept entwickelt, welches sowohl die Methoden der Ermittlung, als auch die erzielten Ergebnisse vergleichbar macht und auswertet.

Die Studie kommt zu einem doppelten Ergebnis: Erstens haben die Methoden der Arbeitszeiterfassung einen Stand erreicht, wo durch das Zusammenspiel von juristischer Entwicklung und Weiterentwicklung der Erfassungsmethoden die Arbeitszeit heute ausreichend genau bestimmbar ist. Der Gesetzgeber und die Sozialparteien sind handlungsfähig und aufgerufen die Arbeitszeit zu gestalten.

Zweitens zeigt die inhaltliche Auswertung, dass trotz erheblicher Veränderungen in den Schulen und ihren Rahmenbedingungen zentrale Befunde in der Substanz immer wieder bestätigt wurden: Lehrkräfte sind aufgrund zu hoher Arbeitszeitvorgaben gegenüber vergleichbaren Beschäftigten im Öffentlichen Dienst schlechter gestellt. Es lassen sich bestimmte Einflussfaktoren auf die Arbeitszeit identifizieren und in ihrer Bedeutung grob quantifizieren. Zudem existieren extreme Streuungen in der Arbeitszeit zwischen einzelnen Lehrkräften. Auf der anderen Seite wurden relevante neue Trends identifiziert, die neue Wege in der Arbeitszeitgestaltung eröffnen: Der Anteil des reinen Unterrichtens hat sich über die Jahrzehnte um etwa zehn Prozentpunkte reduziert (in Grundschulen von etwa 50 % auf 40 % und in Gymnasien von 40 % auf 30 %), während nicht unmittelbar unterrichtsbezogene Tätigkeiten zugenommen haben. Der Forschungsstand zeigt ferner, dass professionelle Einstellungen, Kompetenzen und „Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster“ ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf die Länge der Arbeitszeit haben. – Dies sind die konsolidierten Ergebnisse der untersuchten Studien, die wiederum von unterschiedlichen Auftraggebern, mit verschiedenen Methoden und über mehrere Jahrzehnte hinweg in Auftrag gegeben wurden. Wissenschaftlich gesprochen: konsistente, reproduzierbare und reliable Befunde!

Politisch gesprochen: Zum Abbau von bekannten quantitativen und qualitativen Belastungen sind deutliche arbeitspolitische Maßnahmen erforderlich. Arbeitszeitpolitik von Lehrkräften darf sich aber auch nicht auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen beschränken, sondern muss ebenso die Möglichkeiten gesundheitsförderlichen Verhaltens und verantwortlicher Arbeitsteilung in den Schulen mit in den Blick nehmen.