Streik- und Mitbestimmungsrepublik Deutschland?

Wellenstreik, Mega-Streik, Feministischer Streik, 24-Stundenstreik, Klimastreik, …: Verfolgt man die mediale Berichterstattung und politische Debatten der jüngsten Zeit dann scheint in der Arbeitswelt einiges in Bewegung zu sein. Doch genauso wie die Beschäftigten sich in einigen Bereichen wieder vermehrt gewerkschaftlich organisieren und in großer Zahl an Arbeitskämpfen beteiligen, werden auf der anderen Seite die Appelle »Maß zu halten« lauter. Vereinzelte Stimmen fordern sogar die Einschränkung des Streikrechts.

Daran wird deutlich, dass ein Mindestmaß an Teilhabe in der Arbeitswelt ein permanent umkämpftes Verhältnis darstellt. Betrieb und Wirtschaft bleiben auf der rechtlichen Basis von Betriebsverfassung und Tarifautonomie Orte, an denen Beschäftigte ihre anteilige Mitsprache permanent organisieren, einfordern und verteidigen müssen. Wollen sie ihren Einfluss über den (bisher) gebilligten und rechtlich eng gesetzten Rahmen hinaus erweitern, müssen sie neue Wege suchen, um ihre Gegenmacht auszuweiten und den gegenwärtigen Zustand einer »halben Demokratie« (Bontrup) – die u. a. die demokratische Einflussnahme in wirtschaftlichen Angelegenheiten ausklammert – in Frage zu stellen.

In der Veranstaltungsreihe wollen wir mit den geladenen Gästen anhand aktueller betriebs-, tarif- und gesellschaftspolitischer Konflikte über die Möglichkeiten und Grenzen der demokratischen Einflussnahme auf die Arbeitswelt in den Austausch treten und darüber diskutieren, was es braucht, um seine Demokratisierung voranzutreiben.

Die Vorträge der Veranstaltungsreihe finden im Rahmen des Schlüsselqualifikationsseminars »Streik- und Mitbestimmungsrepublik Deutschland? Arbeitnehmer*innenkompetenzen für die Arbeitswelt« statt und sind offen für alle Interessierten.

Programm

13. Juni 2024: Raum: VG 1.104 (Verfügungsgebäude, Platz der Göttinger Sieben 7, 37073 Göttingen)
»Arbeitskampf ohne Machthebel? 12 Monate Tarifkonflikt im Handel«
Marc Jäger (Gewerkschaftssekretär)

20. Juni 2024: Raum ZHG 002 (Zentrales Hörsaalgebäude, Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen)
»Arbeitskämpfe gegen die prekäre Hochschule. Stand der Auseinandersetzung und Perspektiven«

Daniel Wölfer (Betriebsrat UMG Klinik Service GmbH (KSG)): Tarifflucht Wegputzen! Wie u.a. die Reinigungskräfte der Uni Göttingen für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung kämpfen.

Lydia Brenz und Peter Birke (Uni Göttingen unbefristet): Arbeitsbedingungen im akademischen Mittelbau. Analyse, Erfahrungen und Perspektiven.

Nina Bartnitzek (TVStud Lüneburg): Der Arbeitskampf der studentischen/wissenschaftlichen Hilfskräfte und Tutor*innen für Tarifvertrag und Mitbestimmungsrechte.

04. Juli 2024: Raum ZHG 002 (Zentrales Hörsaalgebäude, Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen)
Die Grenzen von Betriebs- und Tarifpolitik: »Kampf gegen die (Teil-)Privatisierung des Hamburger Hafens. Hintergründe und (spontane) Formen des Widerstandes«
Kay Jäger (Betriebsrat und Hafenarbeiter) und Lars Stubbe (Gewerkschaftssekretär)

In Kooperation mit:

Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften
Georg-August-Universität Göttingen

GEW - Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Kreisverband Göttingen

IG Metall
Süd-Niedersachsen-Harz

ver.di
Bezirk Region Süd-Ost-Niedersachsen