Erste Ergebnisse der Belastungssituation Berliner Lehrkräfte 2023/2024

Eine Onlinebefragung von 2.385 Berliner Lehrkräften aller Schulformen zeigt, dass die Nutzung digitaler Medien im Unterricht in Berliner Schulen inzwischen zur Regel geworden ist. Gleichzeitig prägt jedoch ein hohes Maß an digitalem Stress die Arbeitswirklichkeit von Lehrkräften, da die aktuellen Probleme bei der Umsetzung des mediengestützten Unterrichtens Lehrkräfte zusätzlich belasten. Beispielhaft für die Umsetzungsprobleme steht die 2021 realisierte Ausgabe von dienstlichen Endgeräten an die Berliner Lehrkräfte. Das Endgerät wird nur von einem Drittel der Lehrkräfte regelmäßig verwendet, weil es für ihre Arbeit aufgrund von vielen praktischen Problemen wenig nützlich ist. Da hoher digitaler Stress ein Gesundheitsrisiko darstellt, ist es im Sinne des Arbeits- und Gesundheitsschutzes notwendig, die Umsetzung des digital unterstützten Lehrens und Lernens an den Berliner Schulen zu verbessern. In einer Reihe vonArbeitspapieren werden die Hintergründe analysiert und Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt.  

Aus dem laufenden Forschungsprojekt haben Frank Mußmann und Thomas Hardwig von der Kooperationsstelle am 16. Februar 2024 in Berlin zusammen mit der Bildungsgewerkschaft GEW Berlin die ersten drei Arbeitspapiere mit Ergebnissen der Onlinebefragung vorgestellt. Sie haben drei Themenschwerpunkte:

1. Arbeitspapier – Stand der Mediennutzung und Erwartungen der Lehrkräfte:

Eine Mehrheit der Berliner Lehrkräfte setzt digitale Medien täglich im Unterricht ein. Sie engagiert sich dafür, weil sie konkrete Verbesserungen erwartet. Lehrkräfte wollen effizienter arbeiten und professioneller unterrichten. Jedoch fehlt ihnen aufgrund ihres Arbeitsdrucks die Zeit und Unterstützung, das digital gestützte Unterrichten zu realisieren und sich weiterzuentwickeln. Fehlender Support, mangelnde Unterstützung und technische Probleme in vielen Schulen verhindern eine breitere Umsetzung. Daher wird die Digitalisierung derzeit v.a. als Belastung empfunden.

2. Arbeitspapier – Erfahrungen mit der Nutzung des mobilen, dienstlichen Endgerätes für Lehrkräfte:

Erfahrungen der Berliner Lehrkräfte mit ihrem dienstlichen Endgerät, das sie seit 2021 nutzen sollen. Nur ein Drittel der Lehrkräfte nutzt es regelmäßig mindestens wöchentlich, zum Beispiel weil die Schulverwaltung nicht sichergestellt hat, dass in allen Schulen ausreichend Internet verfügbar ist und das Endgerät problemlos mit digitalen Tafeln und anderen Peripheriegeräten verbunden werden kann. So hat das Endgerät nur wenig praktischen Nutzen. Lehrkräfte wünschen sich ein leistungsfähigeres Gerät, mehr praktische Anwendungen und ein funktionierendes Gesamtkonzept. Das Gesamtsystem muss funktionstüchtig gemacht werden, damit das Endgerät an Wert gewinnt. Dazu müssen Lehrkräfte an der Umsetzung beteiligt werden, um ihre arbeitsbezogenen Bedarfe angemessen zur Geltung bringen zu können.

3. Arbeitspapier – Digitaler Stress und Belastungen aufgrund der Digitalisierung in der Schule:

Digitaler Stress, den Lehrkräfte aufgrund der beschriebenen Rahmenbedingungen erfahren. Starker Stress hat langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Lehrkräften. Beispielsweise ist der Burnout-Wert bei Lehrkräften mit starkem Stress signifikant höher. Daher sind Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes erforderlich. Das Papier zeigt das Potenzial von Maßnahmen zur Verringerung des digitalen Stresses. Es handelt sich sowohl um personenbezogene Maßnahmen wie Weiterbildung, als auch um organisationsbezogene Maßnahmen der Verbesserung von Support und Infrastruktur des digital unterstützten Lehrens und Lernens.

Der Auswertung liegen Auskünfte von 7,3% der Lehrkräfte aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Berlin zugrunde, die seit dem Sommer 2023 täglich ihre Arbeitszeit dokumentieren. Nach Ansicht von Dr. Frank Mußmann, Leiter der Kooperationsstelle, überrascht der scharfe Gegensatz von einerseits hoher Bereitschaft und Interesse der Lehrkräfte am mediengestützten Unterrichten und andererseits großen Schwierigkeiten der Schulen und der Schulverwaltung angemessene Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Dies ziehe sich wie ein roter Faden durch die drei Arbeitspapiere. „Es zeigen sich durchaus auch personenbezogene Defizite wie z.B. fehlende Medienkompetenz mancher Lehrkräfte. Doch viel gewichtiger sind die organisationalen Hindernisse, technische Ausfälle, mangelnde Unterstützung beim Einsatz digitaler Medien und zu wenig zeitliche Spielräume bei der Umsetzung. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Lehrkräften sagen, dass sie das Endgerät nicht gebrauchen können, z.B. weil es sich nicht mit der digitalen Tafel in der Schule verbinden lässt. Wieso ist so ein Problem nach zwei Jahren noch immer nicht gelöst?“ Unter solchen Rahmenbedingungen erzeugt der Einsatzes digitaler Medien unnötigen Stress. Nur durch eine nachdrückliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für das digitale Lehren und Lernen kann der digitale Stress reduziert werden. Dazu gehört auch, die Einführungen neuer Technik – wie z.B. ein digitales Endgerät – in einen integrierten Schulentwicklungsprozess einzubinden und Lehrkräfte und die Interessenvertretung an der Ausgestaltung substantiell zu beteiligen. Die Arbeitspapiere zeigen Ansatzpunkte dafür auf.

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