Arbeitszeit und Arbeitsbelastung Berliner Lehrkräfte 2023/2024
Thema: Die Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen führt gemeinsam mit dem Umfragezentrum Bonn (uzbonn GmbH) eine Studie zur Ermittlung der Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen von Lehrkräften in Berlin über gesamte pädagogische Schuljahr 2023/24 durch. Die Studie wird von der Max-Traeger-Stiftung (MTS) gefördert.
Ziel: Untersuchung der Arbeitssituation von Lehrkräften/Schulbeschäftigten in Berlin anhand der Arbeitszeiterfassung über das gesamte pädagogische Schuljahr 2023/24 sowie einer Belastungserhebung. Die Arbeitsbedingungen sollen aus Sicht der unmittelbar betroffenen Lehrkräfte in den Blick genommen und die tatsächliche Arbeitszeit dokumentiert werden. Erfasst werden zugleich aktuelle Herausforderungen und deren Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften in Berlin.
Teilnehmende Schulformen Grundschule (GR), Integrierte Sekundarschule (ISS), Gemeinschaftsschule (GemS), Gymnasium (GY) und Berufsbildende Schule (BbS)
Teilnehmende Schulbeschäftigte: alle Lehrkräfte der Schulformen, Schulleitungen, Sonderpädagog*innen und Fachpraxislehrkräfte
Aktuelle Projektphase: Es gab zwei Eingewöhnungsphasen und mehrere Multiplikator*innen-Schulungen in den Monaten vor Beginn der Studie. Die Feldphase startete am 28. August 2023 und die Teilnehmenden erfassten ihre Arbeitszeit täglich in einem eigens dafür eingerichtetem Tool. Im Oktober 2023 wurde die Belastung der Teilnehmenden erstmals mittels eines Online-Fragebogens abgefragt. Ein weiterer Belastungsfragebogen wurde am Ende der Studienzeit erhoben. Die Feldphase endete nach einjähriger Arbeitszeiterfassung nach den Berliner Sommerferien am 1. September 2024. Dadurch wurde ein gesamtes pädagogisches Jahr erfasst. Derzeit findet die statistische Aufbereitung der Daten sowie eine eingehende Plausibilitäts- und Qualitätssicherung statt. Die Ergebnisse der Belastungsumfragen werden schrittweise als Arbeitspapiere veröffentlicht. Im Anschluss folgt die Erstellung des wissenschaftlichen Abschlussberichts bis zum April 2025.
Aus dem laufenden Forschungsprojekt haben Frank Mußmann und Thomas Hardwig von der Kooperationsstelle die Ergebnisse der Onlinebefragung zusammen mit der Bildungsgewerkschaft GEW Berlin vorgestellt - am 16. Februar 2024 die ersten drei Arbeitspapiere, am 19. Juni 2024 die Arbeitspapiere 4 und 5 und am 5. September 2024 das Arbeitspapier 6. Die Papiere mit den jeweiligen Thema finden Sie hier.
- Stand der Mediennutzung und Erwartungen der Lehrkräfte
- Erfahrungen mit der Nutzung des mobilen, dienstlichen Endgerätes für Lehrkräfte
- Digitaler Stress und Belastungen aufgrund der Digitalisierung in der Schule
- Digitale Reife und digitale Kluft zwischen Schulen der Grundstufe in Berlin
- Digitale Reife und digitale Kluft zwischen weiterführenden Schulen in Berlin
- Berliner Lehrkräfte mit Seiteneinstieg machen andere Erfahrungen als Lehrkräfte mit Quereinstieg
- Wohlbefinden und Gesundheit von Berliner Lehrkräften
- Lehrkräfte in der Gratifikationskrise
Eine Mehrheit der Lehrkräfte in Deutschland arbeitet seit Jahrzehnten oberhalb arbeitszeitrechtlicher und tariflicher Normvorgaben. Während außerunterrichtliche Tätigkeiten in den letzten Jahren immer mehr Raum eingenommen haben, stand für die Kernaufgabe von Lehrkräften - das Unterrichten - immer weniger Zeit zur Verfügung. Innerhalb des Berufsstandes wird ein ausgeprägtes Belastungserleben sowie hohe gesundheitliche Risikoindikatoren registriert. Die Corona-Pandemie und die dadurch forcierte Digitalisierung des Schulsystems haben die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften einmal mehr in den Fokus gerückt und den damit einhergehenden Reformbedarf der seit mehr als fünfzig Jahren substantiell kaum veränderten Arbeitsbedingungen in vielerlei Hinsicht offengelegt. Dies gilt im gesamten deutschsprachigen Raum, in allen Bundesländern und auch im Bundesland Berlin.
Die Situation in Berlin unterscheidet sich teils deutlich von der in anderen Bundesländern. Die Verteilung verbeamteter und tarifangestellter Lehrkräfte unterscheidet sich ebenso spezifisch wie der Anteil von Seiten- und Quereingestiegenen. Sowohl die historische Entwicklung tarifvertraglicher Lösungen, als auch die besonderen großstädtischen Herausforderungen einer Metropolregion wie Berlin führen in statistischer Hinsicht zu sich stark unterscheidenden Merkmalszusammensetzungen.
Ziel des hier angestrebten Projektes ist es, die konkreten aktuellen Herausforderungen für Berliner Lehrkräfte/Schulbeschäftigte und damit zusammenhängende Auswirkungen auf deren Arbeitsbedingungen mit einer eigenständigen empirischen Studie in den Blick zu nehmen:
- Wie ist der aktuelle Stand der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften/Schulbeschäftigten/Schulleitungen in Berlin?
- Mit welchen (neuen) Anforderungen sind Berliner Lehrkräfte/Schulbeschäftigte konfrontiert und wie schätzen sie ihre individuellen und schulspezifischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewältigung ein?
- Welche Möglichkeiten sehen Lehrkräfte/Schulbeschäftigte ihre Arbeitszeitbelastung zu regulieren und durch welche Maßnahmen können sie sich arbeitszeitlich und hinsichtlich ihrer Arbeitsbelastungen gezielt entlasten?
- Welche Auswirkungen hat der aktuelle Lehrkräftemangel auf die Arbeitsbedingungen der Bestandslehrkräfte und Schulleitungen?
- Welche Chancen und Risiken kommen auf die Beschäftigtengruppe im Zuge zunehmend virtualisierter Arbeitsformen und Unterrichtsformate zu?
- Welche arbeitspolitischen Herausforderungen bringt die zunehmende Digitalisierung des Arbeitsplatz Schule für Arbeitszeit und Arbeitsbelastung mit sich?
- Welche spezifischen Beanspruchungen ergeben sich in Schulen mit besonderen sozialen Herausforderungen?
- Welche arbeitspolitischen Gestaltungsperspektiven gibt es?
Durch aktuelle empirische Befunde und eine Bilanzierung der arbeitspolitischen Fragestellungen soll ein Beitrag zu drängenden schulpolitischen Fragen sowie zur Gestaltung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften/Schulbeschäftigten/Schulleitungen in Berlin geleistet werden.
Projektdesign
Im Zentrum des Projektdesigns steht eine eigenständige empirische Studie in Form einer umfassenden Online-Erhebung von Lehrkräften an allgemein- und berufsbildenden Schulen in öffentlicher Trägerschaft, Schulleitungen, Sonderpädagog*innen und Lehrkräfte für Fachpraxis in Berlin. Hauptbestandteile sind eine fortlaufende Arbeitszeiterfassung für das komplette pädagogische Jahr 2023/2024 sowie eine Belastungserhebung zu zwei Messzeitpunkten zum Anfang und zum Ende der je individuellen Arbeitszeiterfassung (- an der dann auch pädagogische Unterrichtshilfen teilnehmen können). Den aktuellen Debatten um Arbeitszeit und Arbeitsbelastung von Lehrkräften soll so eine evidenzbasierte Grundlage gegeben und sie so näher an die Schulwirklichkeit in Berlin herangeführt werden.
Die Zeiterfassung startet nach den Berliner Sommerferien am ersten Schultag, dem 28. August 2023 und endet mit dem letzten Sommerferientag am 1. September 2024. Der Erhebungszeitraum schließt alle Phasen eines kompletten pädagogischen Schuljahres mit ein. Nach dem Ende der Datenerfassung erfolgt die statistische Aufbereitung der Daten, eine eingehende Plausibilitäts- und Qualitätssicherung sowie die vertiefende Auswertung der erhobenen Merkmale. Schließlich folgt die Entwicklung evidenzbasierter Empfehlungen zur Arbeitsgestaltung im Rahmen eines wissenschaftlichen Auswertungsberichts. Das Forschungsprojekt endet planmäßig im April 2025.
Ergebnisse der Belastungssituation Berliner Lehrkräfte 2023/2024
Eine Onlinebefragung von 2.385 Berliner Lehrkräften aller Schulformen zeigt, dass die Nutzung digitaler Medien im Unterricht in Berliner Schulen inzwischen zur Regel geworden ist. Gleichzeitig prägt jedoch ein hohes Maß an digitalem Stress die Arbeitswirklichkeit von Lehrkräften, da die aktuellen Probleme bei der Umsetzung des mediengestützten Unterrichtens Lehrkräfte zusätzlich belasten. Beispielhaft für die Umsetzungsprobleme steht die 2021 realisierte Ausgabe von dienstlichen Endgeräten an die Berliner Lehrkräfte. Das Endgerät wird nur von einem Drittel der Lehrkräfte regelmäßig verwendet, weil es für ihre Arbeit aufgrund von vielen praktischen Problemen wenig nützlich ist. Da hoher digitaler Stress ein Gesundheitsrisiko darstellt, ist es im Sinne des Arbeits- und Gesundheitsschutzes notwendig, die Umsetzung des digital unterstützten Lehrens und Lernens an den Berliner Schulen zu verbessern. In den Arbeitspapieren 1 bis 3 werden die Hintergründe analysiert und Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt.
1. Arbeitspapier – Stand der Mediennutzung und Erwartungen der Lehrkräfte
Eine Mehrheit der Berliner Lehrkräfte setzt digitale Medien täglich im Unterricht ein. Sie engagiert sich dafür, weil sie konkrete Verbesserungen erwartet. Lehrkräfte wollen effizienter arbeiten und professioneller unterrichten. Jedoch fehlt ihnen aufgrund ihres Arbeitsdrucks die Zeit und Unterstützung, das digital gestützte Unterrichten zu realisieren und sich weiterzuentwickeln. Fehlender Support, mangelnde Unterstützung und technische Probleme in vielen Schulen verhindern eine breitere Umsetzung. Daher wird die Digitalisierung derzeit v.a. als Belastung empfunden.
2. Arbeitspapier – Erfahrungen mit der Nutzung des mobilen, dienstlichen Endgerätes für Lehrkräfte
Erfahrungen der Berliner Lehrkräfte mit ihrem dienstlichen Endgerät, das sie seit 2021 nutzen sollen. Nur ein Drittel der Lehrkräfte nutzt es regelmäßig mindestens wöchentlich, zum Beispiel weil die Schulverwaltung nicht sichergestellt hat, dass in allen Schulen ausreichend Internet verfügbar ist und das Endgerät problemlos mit digitalen Tafeln und anderen Peripheriegeräten verbunden werden kann. So hat das Endgerät nur wenig praktischen Nutzen. Lehrkräfte wünschen sich ein leistungsfähigeres Gerät, mehr praktische Anwendungen und ein funktionierendes Gesamtkonzept. Das Gesamtsystem muss funktionstüchtig gemacht werden, damit das Endgerät an Wert gewinnt. Dazu müssen Lehrkräfte an der Umsetzung beteiligt werden, um ihre arbeitsbezogenen Bedarfe angemessen zur Geltung bringen zu können.
3. Arbeitspapier – Digitaler Stress und Belastungen aufgrund der Digitalisierung in der Schule
Digitaler Stress, den Lehrkräfte aufgrund der beschriebenen Rahmenbedingungen erfahren. Starker Stress hat langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Lehrkräften. Beispielsweise ist der Burnout-Wert bei Lehrkräften mit starkem Stress signifikant höher. Daher sind Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes erforderlich. Das Papier zeigt die Potenziale von Maßnahmen zur Verringerung des digitalen Stresses. Es handelt sich sowohl um personenbezogene Maßnahmen wie Weiterbildung, als auch um organisationsbezogene Maßnahmen der Verbesserung von Support und Infrastruktur des digital unterstützten Lehrens und Lernens.
Weiterhin zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass es in Berlin an den Schulen unterschiedliche Reifegrade bei der Digitalisierung gibt. Das Ausmaß der digitalen Kluft zwischen den Schulen wird in den Arbeitspapieren 4 und 5 thematisiert. Das Arbeitspapier 4 fokussiert die digitale Kluft an Schulen der Grundstufe und das Arbeitspapier 5 diskutiert die digitale Kluft zwischen den weiterführenden Schulen. Bei der Problembehandlung der digitalen Kluft gibt es verschiedene Hindernisse, die überwunden werden müssen. Wille und Fähigkeiten von Schulleitungen die Digitalisierung umzusetzen, ausreichende Mittel und die ausreichende Zeit für Lehrkräfte, die mediengestützten Unterrichtsformen entwickeln und umsetzen zu können.
4. Digitale Reife und digitale Kluft zwischen Schulen der Grundstufe in Berlin
Zur Sicherung eines gleichberechtigten Bildungszugangs für die Schülerinnen und Schüler sowie der Chancengleichheit im Beruf für Lehrerinnen und Lehrer ist es erforderlich, die enorme digitale Kluft zwischen den Berliner Schulen durch gezielte Maßnahmen zu verringern. Die digitale Kluft zwischen den Schulen der Grundstufe zeigt die enormen Unterschiede der Bildungsqualität sowie der Arbeitsbedingungen und beruflichen Entwicklungschancen von Lehrkräften. Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte werden an Schulen geringer digitaler Reife von einem überaus wichtigen Bereich der gesellschaftlichen Entwicklung weitgehend abgekoppelt. In dem Arbeitspapier werden drei Hindernisse herausgearbeitet, die es zu überwinden gilt, um der großen digitalen Kluft zu begegnen.
5. Digitale Reife und digitale Kluft zwischen weiterführenden Schulen in Berlin
Zur Sicherung eines gleichberechtigten Bildungszugangs für die Schülerinnen und Schüler sowie der Chancengleichheit im Beruf für Lehrerinnen und Lehrer ist es erforderlich, die enorme digitale Kluft zwischen den Berliner Schulen durch gezielte Maßnahmen zu verringern. Die digitale Kluft zwischen den weiterführenden Schulen zeigt die enormen Unterschiede der Bildungsqualität sowie der Arbeitsbedingungen und beruflichen Entwicklungschancen von Lehrkräften. Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte werden an Schulen geringer digitaler Reife von einem überaus wichtigen Bereich der gesellschaftlichen Entwicklung weitgehend abgekoppelt. In dem Arbeitspapier werden drei Hindernisse herausgearbeitet, die es zu überwinden gilt, um der großen digitalen Kluft zu begegnen.
Das Arbeitspapier 6 thematisiert den Seiten- und Quereinstieg in den Berliner Schuldienst. Zwar ziehen viele eine positive Bilanz fühlen unterstützt und anerkannt im Lehrberuf, wird gleichzeitig berichtet, dass der Seiten- und Quereinstieg schwieriger war als erwartet. Es gibt große Unterschiede in der beruflichen Situation, unter anderem auch in der Vergütung. Nicht nur den Quereinsteiger*innen gilt es attraktive berufliche Perspektiven zu eröffnen, sondern auch Seiteneinsteiger*innen stellen eine Bereicherung für Schulen und ihre Kollegien dar. Die Sonderauswertung aus Berlin verdeutlicht, dass es durch naheliegende Maßnahmen möglich ist, die Chancen auf einen erfolgreichen Einstieg in den Lehrberuf in Berlin zu erhöhen und die Abbrecherquote zu senken.
6. Berliner Lehrkräfte mit Seiteneinstieg machen andere Erfahrungen als Lehrkräfte mit Quereinstieg
Eine Befragung von Lehrkräften mit Seiten- und Quereinstieg in den Berliner Schuldienst zeigt, eine große Mehrheit zieht für sich eine positive Bilanz. Sie fühlen sich v.a. von ihren Kolleg*innen und Vorgesetzten unterstützt und anerkannt. Dennoch war der Einstieg für viele schwieriger als erwartet, sodass sie anderen nicht ohne Weiteres empfehlen würden, denselben Weg zu gehen. Es gibt also noch viel zu tun, um tragfähige neue Wege in den Lehrberuf zu bahnen. Denn Berlin braucht diese Lehrkräfte dringend. Dabei gilt es, auch Lehrkräften mit Seiteneinstieg eine langfristige Perspektive im Schuldienst zu ermöglichen.
Das Arbeitspapier 7 beschreibt mit Hilfe verschiedener Indikatoren den Gesundheitszustand der Lehrkräfte, um anschließend wichtige Risikofaktoren für Lehrkräfte zu identifizieren und das Arbeitspapier 8 analysiert die Gesundheitsrisiken der Berliner Lehrkräfte.
7. Wohlbefinden und Gesundheit von Berliner Lehrkräften
Die Gesundheitsindikatoren der Lehrkräfte zeigen einen klaren und dringenden Handlungsbedarf auf. Abhängig vom Indikator liegen zwischen der Hälfte (selbst eingeschätzter Gesundheitszustand) und zwei Dritteln (Wohlbefinden, Burnout) der Berliner Lehrkräfte in einem Bereich mit erhöhtem Gesundheitsrisiko. Besonders ausgeprägt ist der Handlungsbedarf in Grundschulen sowie in den Grundstufen der Gemeinschaftsschulen, wo die Belastungen noch höher sind als in den weiterführenden Schulen. Die Berliner Ergebnisse zeigen nicht nur einen deutlichen Abstand zu anderen Berufen, sondern weichen auch von früheren Studien ab.
8. Lehrkräfte in der Gratifikationskrise
Jede dritte Berliner Lehrkraft erlebt eine sogenannte Gratifikationskrise, bei der die täglichen Anstrengungen im Beruf (wie Zeitdruck und Verantwortung) nicht ausreichend durch Anerkennung, Aufstiegsmöglichkeiten oder Beschäftigungssicherheit ausgeglichen werden. Diese Imbalance führt zu erhöhtem Stress und einem stark gesteigerten Gesundheitsrisiko, was sich auch negativ auf Arbeitszufriedenheit, Wohlbefinden und Burnout-Werte auswirkt. Besonders betroffen sind Lehrkräfte in der Grundstufe sowie in niedrigeren Entgeltgruppen. Der Beruf der Lehrkräfte ist generell mit hohen psychischen Belastungen und Gesundheitsrisiken verbunden. Im Vergleich zu früheren Studien und anderen Berufsgruppen zeigt sich jedoch, dass die Situation von Lehrkräften heute als noch kritischer bewertet wird.
Aus dem laufenden Forschungsprojekt haben Frank Mußmann und Thomas Hardwig von der Kooperationsstelle die Ergebnisse der Onlinebefragung zusammen mit der Bildungsgewerkschaft GEW Berlin vorgestellt - am 16. Februar 2024 die ersten drei Arbeitspapiere und am 19. Juni 2024 die Arbeitspapiere 4 und 5 und am 05.09. das Arbeitspapier 6. Am 18.11.2024 wurden die weiteren Arbeitspapiere 7 und 8 vorgestellt. Die Arbeitspapiere sowie die Präsentationen finden Sie auch in unseren Downloads.
Der Auswertung liegen Auskünfte von 7,3% der Lehrkräfte aus allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Berlin zugrunde, die seit dem Sommer 2023 täglich ihre Arbeitszeit dokumentieren. Nach Ansicht von Dr. Frank Mußmann, Leiter der Kooperationsstelle, überrascht der scharfe Gegensatz von einerseits hoher Bereitschaft und Interesse der Lehrkräfte am mediengestützten Unterrichten und andererseits großen Schwierigkeiten der Schulen und der Schulverwaltung angemessene Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Dies ziehe sich wie ein roter Faden durch die Arbeitspapiere. „Es zeigen sich durchaus auch personenbezogene Defizite wie z.B. fehlende Medienkompetenz mancher Lehrkräfte. Doch viel gewichtiger sind die organisationalen Hindernisse, technische Ausfälle, mangelnde Unterstützung beim Einsatz digitaler Medien und zu wenig zeitliche Spielräume bei der Umsetzung. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Lehrkräften sagen, dass sie das Endgerät nicht gebrauchen können, z.B. weil es sich nicht mit der digitalen Tafel in der Schule verbinden lässt. Wieso ist so ein Problem nach zwei Jahren noch immer nicht gelöst?“ Unter solchen Rahmenbedingungen erzeugt der Einsatzes digitaler Medien unnötigen Stress. Nur durch eine nachdrückliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für das digitale Lehren und Lernen kann der digitale Stress reduziert werden. Dazu gehört auch, die Einführungen neuer Technik – wie z.B. ein digitales Endgerät – in einen integrierten Schulentwicklungsprozess einzubinden und Lehrkräfte und die Interessenvertretung an der Ausgestaltung substantiell zu beteiligen. Die Arbeitspapiere zeigen Ansatzpunkte dafür auf.
Verantwortlich:
- Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen
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